DIE KIRCHE
Die erste Erwähnung unseres Ortes im Jahr 1343 findet sich in einer „Bistumsmatrikel, das heisst in einer kirchlichen Statistik, die auch die Existenz einer Kirche erwähnt.
Genaueres über den Bau wissen wir nicht. im Besitz der Kirchgemeinde befindet sich eine alte
Holzskulptur, die etwa aus dem Jahre 1350 stammen soll. man kann nur vermuten, dass diese Christusfigur aus der allerersten Kirche unseres Ortes stammt.
1517 hatte Luther die Reformation in Wittenberg begonnen und wir wissen, dass Bricchius Richter 1544 als erster evangelischer Pfarrer nach Schwepnitz kam.
40 Jahre später, 1584 brannte die Kirche, die sicherlich vorwiegend aus holz gebaut war, ab; geblieben ist nur der steinerne Eingang an der Südseite. bis heute ist im inneren das spätgotische Spitzbogenportal aus dieser Zeit zu erkennen.
im 30jährigen Krieg (1618 – 1648) hatte auch Schwepnitz stark zu leiden: allein für die Reparatur von Kirche, Schule und Pfarrhaus mussten 441 Taler aufgewendet werden.
1712 wurde in unserer Kirche die letzte wendische Predigt gehalten, was deutlich macht, dass Slawen und Germanen hier Jahrhunderte lang friedlich zusammengelebt haben.
wegen Baufälligkeit musste im Jahre 1729 die alte Kirche abgetragen werden und es wurde eine neue Kirche aus Holz gebaut. aber schon im Jahr 1746 brannten diese Kirche und auch das Pfarrhaus völlig nieder. wieder musste eine neue Kirche gebaut werden!
noch im Jahre des Brandes 1746 wurde in der Kirchgemeinde unter Pfarrer Horn der Entschluss gefasst, eine neue Kirche zu errichten. und so entstand unsere heutige Kirche, zunächst ohne Turm und konnte im November des Jahres 1747 eingeweiht werden. sie kostete damals 1917 Taler, 8 Groschen und 3 Pfennige. bis zum bau des heutigen Turmes im Jahre 1886 stand neben der Kirche ein kleines Glockenhaus für zwei Glocken.
wegen schlimmer Bauschäden musste in den Jahren 1978/79 das Kirchenschiff von aussen dringend erneuert werden. angefangen vom Dach über die Regenrinnen bis zum gesamten Außenputz musste alles renoviert werden. die meisten Arbeiten mussten ohne Baufirma in Eigenleistung erbracht werden und dabei war es erstaunlich, wie viele – Christen und Nichtchristen – sich an den Arbeiten beteiligt haben. „wir bauen unsere Kirche“ waren sich alle einig und so haben wir es geschafft.
Dieser Turm, erbaut im Jahr 1886, ist ein Denkmal der Opferwilligkeit der Parochianen sowie insbesondere des Herrn Kunstmaler Eduard Leonhardi in Loschwitz Besitzer der hiesigen Glashüttenwerke, dem zu Dank und Ehren diese Gedenktafel errichtet ist.
Schwepnitz Der Kirchenvorstand
Psalm 26.8
„Herr, ich hab lieb die Stätte deines Hauses,
und den Ort, da eine Ehre wohnt.“
So ist auf einer Tafel zu lesen im Eingang unseres Kirchturmes.
Nachdem die Kirche 140 Jahre ohne Turm gestanden hat, wurde also 1886 die heutige Turmhaube gebaut. Nun grüßt der Turm weit ins Land und macht einladend auf die Kirche aufmerksam.
Wie ein ausgestreckter Arm weist er die Vorübergehenden hin: zur Horizontale gehört die Vertikale; zu aller menschlichen Aktivität und Betriebsamkeit gehört das Hören auf das Wort Gottes und sein Segen.
DIE GLOCKEN
.......goss Andreas Herold (aus Dresden) eine neue Glocke „mit Zierrat und Schrift“. Die alte war gesprungen.
Ausbesserung der Kirche
neuer Glockenturm, alter baufällig
neue Kirche fertig (aus Holz)
neue Kirche und Pfarre abgebrannt
Kirche und Pfarrhaus – diesmal massiv – wiederaufgebaut, ohne Turm aber mit Glockenhaus, darin zwei Glocken, eine davon ist noch erhalten
Sie zeigt folgende Inschrift:
J.G. Weinhold in Dresden goss mich.
Post exustum casu III. Kai. Decem. MDCCXLVI Templum
Collecto e cineribus rusere restituta D (ie) xxx. August MDCCXLVII
Auf der Rückseite befinden sich zwei schwebende Engel, die einen Kranz halten, in welchem der Name Jehova in hebräischer Schrift steht.
1886 werden drei neue Glocken mit den Namen „Eintracht“, „Glaube“ und „Gebet“ geweiht. Das insgesamt 820kg wiegende Geläut erklingt in As-Dur.
Für die drei neuen Glocken wird endlich der schon lang ersehnte Glockenturm errichtet. Die alte Glocke findet in Sella ihre Heimat.
Doch die Freude darüber hielt nicht lange an. 1917 – während des Ersten Weltkrieges – wurden die große und die kleine Glocke für Kriegszwecke eingeschmolzen. Die mittlere konnte gerettet werden und kam nach Grüngräbchen. Dort hängt sie noch heute im Türmchen der ehemaligen Schule.
1922 hat der glockenlose Zustand der Schwepnitzer Kirche ein Ende. In der Glockengießerei Bruno Pietzel werden drei neue bestellt und geliefert.
Die Gedenkfeiern finden am 24.03.1922 – 26.03.1922 statt. Die kleiner Glocke wird als Taufglocke, die mittlere als Betglocke und die große als Friedensglocke bezeichnet. Sie bestehen aus Bronze.
Die Glocken von Bruno Pietzel erweisen sich als von nicht guter Qualität. 1934 zerspringt Glocke 1 (Friedensglocke) vollkommen, Glocke 2 (Betglocke) hat 1936 zwei Sprünge.
Der Kirchenvorstand bestellt daraufhin bei der Firma Schilling und Söhne, Apolda, ein neues Geläut aus Bronze. (Die mangelnde Qualität der Pietzelschen Glocken hatte sich herumgesprochen). Das Geläut aus folgenden Parametern:
as` Ǿ 96cm 560kg /Glocke
c“ Ǿ 75cm 262kg /Glocke
es“ Ǿ 63cm 151kg /Glocke
Gestiftet wurden die Glocken von ehemaligen Gutsbesitzer zu Grüngräbchen W. Schönherr.
Die Freude über die neuen Glocken währt jedoch nicht lange.
Im Zweiten Weltkrieg werden die zwei Glocken eingezogen und eingeschmolzen. Die kleinste Glocke „überlebt“ den zweiten Weltkrieg. (1941)
Der Kirchenvorstand der Gemeinde Schwepnitz möchte wieder wie ursprünglich drei Glocken haben und beauftragt Kantor Hartung, den Glockensachverständigen der Ev. – luth. Landeskirche Sachsens mit der Klanganalyse der noch vorhandenen Glocken.
Der Vertrag kommt zustande, die Glocken werden bestellt und, nach einigem hin und her, 1957 geliefert, diesmal im Gloria – Geläutmotiv. Seither erklingen diese Glocken vom Kirchturm der Kirche zu Schwepnitz. 1994 werden die alten Läutmaschinen (Schalttafeln, die durch Quecksilberkontakte gesteuert wurden) durch zeitgemäße elektronische ersetzt und versehen seither ihren Dienst.
DIE FENSTER
Im Jahre1904 war eine Erneuerung wieder nötig.
Infolge der abmontierten Bilder des Altars hatte die Kirche kaum noch figürlichen Schmuck und so stiftete der Glashüttenbesitzer Prof. Leonhardi am Himmelfahrtstag des Jahres 1904 drei bemalte Glasfenster. Die Entwürfe stammen von dem Leipziger Akademieprofessor Erhard Ludwig Winterstein (1841 – 1919) und wurden von der Firma Urban in Dresden gefertigt.
Oben ist mit einem Auge in einem Dreieck, von dem Lichtstrahlen ausgehen, die Dreieinigkeit Gottes dargestellt: Gott, den wir als Schöpfer der Welt und alles Lebens bekennen, der uns Vater sein will – Gott, der uns in seinem Sohn Jesus Christus seine große Liebe gezeigt hat – Gott, der uns nahe ist, umgibt uns wie das Licht und sieht uns. Diese drei Seiten des einen Gottes sollen dargestellt werden.
Im Bild links ist Jesus mit dem Kreuz zu sehen. In warmen Farben gestaltet, berührt das Bild den Betrachter und soll die Liebe Jesu ausdrücken, die ihn zum Erlösungstod für die Menschheit bewog.
Das rechte Bild stellt die Himmelfahrt Jesu dar.
DECKEN, EMPOREN UND GESTÜHL
In den letzten Kriegstagen im April 1945 wurden viele Häuser in Schwepnitz zerstört, so auch das Pfarrhaus; dabei sind auch die Kirchenbücher und das Archiv ein Opfer der Flammen geworden. Die Kirche wurde stark beschädigt, so dass alle Veranstaltungen in der Kapelle in Cosel gehalten werden mussten. Geschickte Schwepnitzer Handwerker haben die Kirche dann wieder gebrauchsfähig gemacht; dabei haben sie die beschädigte, bemalte Putzdecke durch eine Holz – Tonnen – Decke ersetzt, die bis heute geblieben ist.
Erst in den Jahren 1985/ 1986 konnte dann eine grundlegende Erneuerung ins Auge gefasst werden: Die Emporen wurden im Bereich des Altarplatzes gekürzt, der Fußboden aus trocken verlegten Ziegelsteinen wurde durch einen Holzfußboden (mit festem Untergrund) ersetzt, neues Gestühl war nötig, und eine neue Elektroanlage ermöglichte neue Lampen und eine Heizung. Der Innenraum ist jetzt hell und freundlich und der Besucher kann warm sitzen.
DER ALTAR
Die 1747 neu errichtete Kirche musste auch im Inneren ausgestattet werden. Und so schenkte im Jahre 1750 die Gemeinde Reichenbach den Altar. Er stammt aus dem Jahre 1686 und zwar vielleicht vorher dort in Benutzung.
Im 19. Jahrhundert wurden viele Altäre zu „Kanzelaltären“ umgebaut.
Als Folge der Zeit der Aufklärung wurde die Predigt immer mehr zum Mittelpunkt des Gottesdienstes, die Sakramente oder gar Bilder in der Kirche wurden zunehmend für unwichtig gehalten.
Diesem Zug der Zeit folgend wurde 1812 der alte Altar verändert, der Mittelteil wurde herausgenommen, die Höhe wurde gestreckt und die Kanzel eingebaut. Zu unserem Glück wurden die beiden seitlichen Bildtafeln von hinten an die Kanzel angenagelt; leider ist das Mittelbild nirgends aufzufinden. Durch den Umbau waren auch die beiden verbliebenen Bilder kaum mehr zu sehen, so dass die Kirche recht schmucklos war.
Im Zuge der Innenrenovierung der Kirche in den Jahren 1985 – 1987 sollte der Altar in seiner ursprünglichen Gestalt wiedererstehen. Dem Kunstmaler und Kirchenrestaurator Werner Juza aus Wachau bei Radeberg ist es zu danken, dass er diese Form hat, die der ursprünglichen wohl sehr nahe sein dürfte.
Nach dem Abbau der Kanzel haben fleißige Helfer aus der Gemeinde etwa zehn verschiedene Farbschichten entfernen müssen, dann erst kamen die ältesten Farben zutage, die nur wenig ergänzt werden mussten. Danach konnte Stück um Stück der Neuaufbau beginnen.
In seinem strahlenden Weiß mit den starken, fröhlichen Farben ist der Altar der wirkliche Mittelpunkt unserer Kirche. Er ist ein bildhaftes Zeugnis vom Glauben der Christen, dass die Liebe des Gottessohnes alle Dunkelheiten dieser Welt überwindet. „Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“, so steht es in der Altarbekrönung zu lesen. Auch die Farbgestaltung im ganzen gibt den Ausdruck: von dunklen Farbtönen in den unteren Bildern, in denen Leid und Tod ausgedrückt sind, wird es im oberen Bereich ganz hell und das Licht von Auferstehung und Himmelfahrt leuchtet bis zum Ende, bis zum letzten Gericht am Ende der Zeit.
ORGEL
KAPELLE IN COSEL
Schaut man zurück, wird der Blick frei für die Orgel in ihrer äußeren Schönheit. Mehr hervorzuheben ist allerdings ihre musikalische Qualität, worin sie viele andere übertrifft.
Gebaut wurde sie 1867 (sie hatte ihr 130jähriges Jubiläum in dem Jahr 1997) von Gottlob Heinrich Nagel in Großenhain. Sie hat 2 Manuale und Pedale, mit 18 Registern hat sie 1029 einzelne Pfeifen und durch ihre mechanische Traktur hat sie den beliebten alten Orgelklang.
Nach dem Krieg hat die Firma Eule – Bautzen die Orgel restauriert und die letzte Renovierung hat sie 1990 durch die Firma Groß – Waditz erfahren.
In jedem Gottesdienst und in vielen Konzerten hat sie ihre Zuhörer erfreut – so möge es bleiben.
Vermutlich gab es vor 500 Jahren schon eine hölzerne Wallfahrtskapelle in Cosel. Im Jahre 1818 wurde der Grundstein zur Errichtung eines massiven Kirchenbaus gelegt. Reste der Innenausstattung der hölzernen Kapelle wurden übernommen und zieren bis heute den Altar.