Impuls 10.11.2020 – Zwischen Vorsicht und Gottvertrauen

Luther schrieb, als 1527 die Pest in Wittenberg ausbrach:

„Wenn Gott tödliche Seuchen schickt, will ich Gott bitten, gnädig zu sein und der Seuche zu wehren.
Dann will ich das Haus räuchern und lüften, Arznei geben und nehmen, Orte meiden, wo man mich nicht braucht, damit ich nicht andere vergifte und anstecke und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde.
Wenn mein Nächster mich aber braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen. Siehe, das ist ein gottesfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn und dumm und dreist ist und Gott nicht versucht.“
(Quelle: Luthers Werke, Band 5, Seite 334f)

Diese Zeilen, die unglaublich aktuell sind, sind für mich ein guter Wegweiser in der Coronazeit.
Vorsicht, die andere und mich selbst schützt, soll mein Handeln bestimmen. Das heißt aber nicht, das ich mich ängstlich verkriechen will, sondern, wenn mein Nächster mich braucht, will ich so viel Gottvertrauen haben, das ich ihm beistehe, ohne Furcht.

Ich wünsche uns, das wir so, gut durch die nächsten Tage und Woche kommen.

Vorerst letzter Impuls: Alles was wir teilen

Bis zum 9. Juli 2020 bin ich in Elternzeit, so dass dies vorerst der letzte Impuls ist.
Verabschieden möchte ich mich mit einem Video aus Dänemark.

Es bringt für mich sehr gut auf den Punkt, dass wir alle die Wahl haben, ob wir uns anhand von Unterschieden von anderen Menschen und Menschengruppen abgrenzen, oder ob wir positiv herangehen und die Gemeinsamkeiten stark machen, die uns mit anderen verbinden. Starke Geister brauchen keinen äußeren Feind, um Gemeinschaft zu bauen. Das betrifft insbesondere unsere Gemeinschaft mit Jesus Christus in der Mitte.

Als Christ lebe ich als ein Geschöpf Gottes in einer Gemeinschaft von Geschöpfen Gottes. Und ich halte es für einen heilsamen Weg, die Vielfalt als Bereicherung anzunehmen und die Unterschiede nicht wegzureden, sie aber nicht zu etwas zu machen, was uns trennt, Gemeinschaft verhindert und in kleingeistige und angstbehaftete Abschottung führt. Was wir – bei aller von Gott geschaffenen, bunten Vielfalt – mit jeden einzelnen Menschen der Erde teilen, ist oft mehr, als wir denken.

Impuls 05.06.2020 Der Name Gottes

„Geheiligt werde sein Name“, beten wir Christen im Vater unser. Aber welcher Name ist gemeint? Der jüdisch-christliche Gott hat viele Namen, mit denen er angerufen wird. So heißt er in der Bibel, der „Barmherzige“, der „Vater“, die „Mutter“, aber auch der „Gerechte“ und der „Zornige“. Die feministische Theologie hat zurecht darauf hingewiesen, dass Gott nicht auf das männliche Geschlecht festgelegt werden kann und auch in der Bibel von Gott als Freundin, als Mutter, als Amme, Bäckerin oder Weberin gesprochen wird. Jesus nennt Gott „Vater“, oder auch noch vertraulicher „Papa“.

Im Alten Testament, im zweiten Buch Mose, im 3. Kapitel steht die bekannte Geschichte von Mose vor dem brennenden Dornbusch, in der Gott Mose beauftragt, das Volk der Israeliten aus Ägypten, aus der Sklaverei, zu führen. Und dann fragt Mose ihn nach seinem Namen: „Wenn ich nun zu den Israeliten komme und ihnen sage: ‚Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt’, und sie mich fragen: ‚Welches ist sein Name?’ – was soll ich ihnen antworten?“ Und Gott stellt sich ihm so vor: „‚Ich werde sein, der ich sein werde.’(…) So sollst du zu den Israeliten sagen: Der ‚Ich bin da’, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs hat mich zu euch gesandt’. Das ist mein Name auf ewig.” (2. Mose 3,14f)  Damit hat sich Gott in diesem Gespräch gleich dreifach vorgestellt: Einmal als Gott der Väter. So ist er seinem Volk schon bekannt. Und dann unter seinem Eigennamen. ‚Ich bin da’. Und diesen Namen erläutert er mit dem Satz: „Ich werde sein, der ich sein werde.“

Dieser Eigenname bleibt geheimnisvoll. Er besteht aus vier Buchstaben, einem Tetragramm. Es sind dies die Buchstaben J H W H. Sie stammen ab von dem Verb „sein“, und man kann sie übersetzen mit: „Ich bin da“, oder konkreter: „Ich bin für dich da“, oder im Futur: „Ich werde sein“. Zeit ist relativ, sagt Einstein. Und das scheint sich auch in Gottes Selbstvorstellung wiederzuspiegeln, wo Futur und Präsens ineinanderfließen. Die Buchstabenkette wurde verschiedentlich mit Vokalen bestückt. Zum Beispiel E O und A, dann ergibt sich Jehova“, wie die Zeigen Jehovas es sprechen. Allgemein durchgesetzt hat sich eher A und E, was Jahwe“ ergibt. Aber auch das bleibt letztlich nur eine Rekonstruktion. Heite weiß letztlich keiner, wie das Wort ursprünglich ausgesprochen wurde. Der Gottesname taucht etwa 6800 mal in der Bibel auf. Luther übersetzt in mit HERR“ und greift damit die jüdische Tradition auf, den Gottesname aus Ehrfurcht nicht auszusprechen. Aber auch das ist nicht unproblematisch, unterstellt es doch den Gottesnamen den Herrschaftsaspekt: Gott ist Herr, wir sind seine Untergebenen. Ganz davon abgesehen, dass damit Gott auch ein Geschlecht nahegelegt wird. Beides ergibt sich nicht aus der Selbstvorstellung Gottes heraus. Der Gottesname bleibt hier letztlich eher ein Satz, nicht ein Name im engeren Sinne. Gott bleibt unfassbar, und auch nicht festlegbar auf menschliche Vorstellungen und Kategorien. Er ist kein Mann, keine Frau und auch nicht divers. Er sagt einfach: Ich bin da. Ich werde sein, wie ich immer war – und entscheidend: Ich werde für dich da sein.

Impuls 04.06.2020 Engel brauchen Landeplätze

Hier noch ein Berliner Lied: Engel brauchen Landesplätze.
Der Text ist von Olaf Trenn, die Musik von Günther Brick und gesungen ist es hier von Sarah Kaiser.

Ein Lied, das dafür wirbt, die Leerzeiten, auch die wüsten und öden Flecken in unserem Alltag und unserer Biografie wertzuschätzen. Paulus sagt: In meiner Schwachheit ist Gott wirkmächtig (2.Kor 12,9). Und manchmal nutzt gerade Gott unsere Aussetzer, um in uns, an uns und durch uns zu wirken.

Impuls 01.06.2020 Pfingstereignis

Ausgießung des Heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar (586)

Das Rabbula-Evangeliar ist eine syrische Handschrift auf Pergament aus dem Jahr 586. Sie beinhaltet die vier Evangelien und vorangestallt sind einige farbige Zeichnungen, deren Erschaffer nicht bekannt ist.

Bei diesem Bild hier handelt es sich um eine der ältesten Pfingstdarstellungen, die wir heute haben:
Links und rechts von Maria stehen die Apostel,  mit Feuerflammen über den Häuptern, der Heilige Geist  schwebt als Taube über Maria, der Mutter Jesu, die in dieser Darstellung eine zentrale Position während des Pfingstereignisses einnimmt.

Impuls 30.05.2020 Du bist

Du bist

Dein Ort ist, wo Augen dich ansehn
Es gibt dich, weil Blicke dich wolln
Wo Augen sich treffen, enstehst du
Du bist – lass den Rest der Welt grolln.

Du bist gefallen
Aber jetzt fällst du nicht
Augen fangen dich auf
Zeig dich uns allen
Zeig dein Gesicht
Nimm das Leben in Kauf

Es gibt dich,
weil Augen dich ansehn,
und sagen, dass es dich gibt.
Wo Augen sich treffen enstehst du
Da ist jemand da
Der dich siehst,

(nach Hilde Domin)