Impuls 29.05.2020 Mit meinem Gott

Mit meinem Gott
Text: Olaf Trenn. Musik: Günter Brick
gesungen von: Sarah Kaiser

1. Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen,
Berge versetzen und verrückte Lieder singen.
Mit meinem Gott kann ich übers Wasser laufen
oder durch die Fluten gehen, ohne zu ersaufen.

Refrain:
Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen;
einfach unglaublich, dass er das tut.
Ich kann es gar nicht fassen, dass er mich mitnimmt;
kaum zu glauben, aber es tut gut. So gut
.

2. Mit meinem Gott kann ich wie mit Freunden sprechen,
Menschen begeistern und die stärksten Ketten brechen.
Mit meinem Gott kann ich durch die Wüste reisen,
mit fünf Broten und zwei Fischen viele Menschen speisen.

Refrain: Mit meinem Gott…

3. Mit meinem Gott kann ich weinen und auch lachen,
Stille erfahren und verrückte Sachen machen.
Mit meinem Gott kann ich neu zu leben wagen,
anderen zur Seite stehen, ihre Lasten tragen.

Refrain: Mit meinem Gott…

4. Mit meinem Gott kann ich auf Gewalt verzichten,
Waffen umschmieden, sie am besten gleich vernichten.
Mit meinem Gott kann ich auch dem Frieden trauen
und mit Menschen guten Willens an der Zukunft bauen.

 

Impuls 27.05.2020 Geborgenheit Leo Tolstoi

Der russische Dichter Graf Leo Tolstoi fasste einmal seine ganze Lebensgeschichte in einem kurzen Gleichnis zusammen:

„Ich kam mir vor“, so erzählt er, „wie ein Mensch, den man in einen Kahn setzt und in dessen unerfahrene Hände man die Ruder gelegt hatte. Vom Ufer fortgestoßen, ruderte ich auf dem reißenden Strom des Lebens dahin. Je mehr ich in die Mitte der Strömung kam, umso mehr Menschen begegnete ich. Lachende, singende, lärmende Menschen, die alle in einer Richtung dahinfuhren, und niemand fragte danach, ob denn die Richtung stimmte, in die die Fahrt ging. Plötzlich hörte ich durch das Gewitter das Tosen und Brausen der Stromschnellen, und ich sah, wie vor mir ein Lebensschiff nach dem anderen kenterte und unterging. Da kam ich zu mir und hielt inne mit der tollen Fahrt. Mit aller Gewalt ruderte ich zurück, stromaufwärts, dem Ufer zu, und endlich kam ich heraus aus der gefährlichen Strömung. Das Ufer, von dem ich eigentlich losgetrieben, war der lebendige Gott. Nun war ich zu ihm zurückgekehrt und geborgen.“

Impuls 26.05.2020 Der Weg zur inneren Freiheit – Dag Hammarskjöld

Bleibe im Zentrum,
in deinem eigenen und dem
der menschlichen Reaktionen.

Handle für das Ziel,
dem dein Leben gilt, mit aller Kraft, die dir
in jedem Augenblick zu Gebote steht.

Handle ohne Gedanken an die Folgen
und ohne in irgendeiner Weise
dich selbst zu suchen.

Dag Hammarskjöld – Politiker, Friedensnobelpreisträger, Mystiker (Fotografie aus den 1950ern) Quelle: Wikipedia

Diese Worte von Dag Hammerskjöld beschreiben den Weg seiner christlichen Mystik. Der erste Schritt ist das Aufsuchen der eigenen Mitte, den inneren Raum der Stille. Dort bin ich als Mensch ganz ich selbst, frei von Erwartungen der Menschen und frei von der Herrschaft der eigenen Bedürfnisse nach Anerkennung und Erfolg. Der zweite Schritt: Ganz bewusst wahrnehmen, sich ganz einlassen auf die Menschen, die auf mich reagieren. Das heißt nicht, sich von ihnen bestimmen zu lassen – stattdessen in die Tiefe dieser Reaktionen hineingehen: Was bewegt diese Menschen wirklich? Was ist ihre tiefste Sehnsucht? Dann werde ich anders mit ihnen umgehen. Der dritte Schritt seiner christlichen Mystik: Sie fließt in das Handeln ein. Mystik bedeutet nicht Rückzug auf sich selbst, sondern den Einsatz für meine Ziele – in Hingabe und mit aller Kraft, die ich aus meiner inneren Quelle schöpfe. Ich schaue nicht auf mich selbst, sondern auf das Ziel, für das ich mich hingebe. Und indem ich mich hingebe, wächst mir neue Kraft zu. Ganz im Augenblick zu sein, ist der vierte Schritt. Mein Handeln ist befreit vom egoistischen Bedenken der Folgen für mich selbst. Wie die Welt meine Erfolge und Misserfolge einschätzt, spielt keine Rolle mehr für mein Handeln.

Impuls 23.05.2020 Du siehst einfach total geil aus

Du siehst einfach total geil aus, du bist echt meine Traumfrau! Deine Augen leuchten wie zwei Brillianten, deine Haare legen sich wie roter Samt um deinen Hals. Deine Zähne sind so weiß wie frisch gefallener Schnee. Du brauchtest keine Zahnspange, alle Zähne sind am richtigen Platz, und keiner fehlt. Wie eine knallrote Kirsche, so leuchten deine Lippen, sie sind so superschön geformt. Hinter deinen Haaren leuchten deine Wangen wie zuckersüße Äpfel, in die man am liebsten gleich reinbeißen würde. Ich steh total auf deinen schlanken Hals, der ist wie ein wunderschönes Schmuckstück für mich. Dein Busen ist so schön weich, er erinnert mich an das Fell von den zwei Kätzchen, die ich heute Morgen auf der Straße gestreichelt hab. Abends, wenn es kalt wird, wenn es dunkel wird und keiner mehr unterwegs ist, dann will ich zu dem Treffpunkt kommen, auf den Berg, der so schön nach Kräutern riecht. Du siehst einfach perfekt aus. An dir gibt es nichts, was anders sein sollte!

Hohelied der Liebe, Kapitel 4, 1-7 nach der Übersetzung der Volxbibel

Impuls 22.05.2020 Offenbarung und wissenschaftliche Erkenntnis

„Offenbarungserkenntnis kann nicht mit gewöhnlicher Erkenntnis in Widerspruch geraten, ebenso kann gewöhnliche Erkenntnis nicht mit Offenbarungserkenntnis in Widerspruch geraten. Und es war beschämend für die Theologie, als sich die Theologen aus theologischen Gründen vor neuen wissenschaftlichen Theorien fürchteten, als sie versuchten, sich so lange wie möglich ihnen zu widersetzen, und schließlich kapitulierten, als sich ihr Widerstand als sinnlos erwiesen hatte. Dieser unangebrachte Widerstand der Theologen – von der Zeit Galileis bis zu der Zeit Darwins – war eine der Ursachen für die Kluft zwischen Religion und profaner Kultur während der letzten Jahrhunderte. Die gleiche Situation besteht in Hinblick auf die historische Forschung. Die Theologen haben keinen Grund, sich vor historischen Forschungsergebnissen zu fürchten; denn die Offenbarungswahrheit liegt in einer Dimension, in der sie durch die Geschichtsschreibung weder bejaht noch verneint werden kann.“

Paul Tillich (1886-1965)
deutscher prot. Theologe und Religionsphilosoph

Büste von Paul Tillich im Paul Tillich Park in New Harmony, Indiana, USA

Impuls 21.05.2020 Gedanken zu Himmelfahrt

Himmelfahrt.
Jesus fährt in den Himmel auf.
Verduftet.
Gott macht sich wieder aus dem Staub.
Die Jünger bleiben zurück.
Die frohe Botschaft in ihren Händen.

Was wären wir, wenn Jesus nicht aufgefahren wäre,
in den Himmel,
immer noch hier,
als Person vorneweg,
wir hinterher,
machen, was er sagt.
Unselbstständig,
ohne selbst Verantwortung zu übernehmen.
Bioroboter Gottes.

Gott lässt uns allein.
Nicht ganz.
Allgegenwärtig ist er.
Aber doch sehr zurückhaltend.
Überlässt uns Menschen das Feld.
Die Freiheit zum Guten, wie zum Schlechten.
Manchmal wünsche ich mir mehr Gott.
Aber Gott zieht den Bauch ein.
Damit Menschen erwachsen werden.
Die frohe Botschaft in unseren Händen.
Gott traut es uns zu.