Impuls 23.01.2022 – Wieviel G brauchen wir?

Wieviel „G“ brauchen wir?

Wir leben in schwierigen Zeiten.
Corona hinten und vorn. Unsicherheit, Fragen, Auseinandersetzungen.
Mit Maske oder ohne, geimpft oder nicht, Umarmung oder Abstand,
3 G oder lieber 2 G?


Mit der Schriftstellerin und Theologin Christina Brudereck
plädiere ich für ein 1 G.

Sie schreibt:
„Dürfte ich nur ein Wort des Glaubens wählen,
ein Wort für die Mitte meiner Theologie,
ein Wort für den roten Faden meiner Biographie,
ich wählte die Gnade.
In gnadenlosen Zeiten,
in denen viele so unerbittlich sind,
so hart und aggressiv,
in denen der Erfolg uns unsere Meinung diktieren will
und wir funktionieren müssen,
im Job und zu Hause,
unser Wille und unser Körper,
auch unsere Gemeinde und unser Glaube.
Ich wählte die Gnade, denn sie wählt immer wieder mich.
Gnade ist Liebe, sie ist ihre sanfte Schwester,
sie macht mir klar, dass ich endlich bin,
sie hilft mir in meine Begrenztheit einzuwilligen,
sie liebt mich in meinen Niederlagen,
sie erinner mich täglich daran, dass ich mich nicht selbst retten muss,
sie erlaubt mir ein bedürftiges Wesen zu sein. …
Gnade ist Freispruch,
das Recht nochmal ein anderer Mensch werden zu dürfen,
nicht für immer festgelegt zu werden, auf das was du getan hast oder dir hast antun lassen.
Gnade eröffnet darum Zukunft, sie schenkt dir Zeit.“

Sicher, ich liebe diese Worte erst einmal, weil sie vom Glauben reden, weil sie von meinem Glauben reden, von meiner Glaubenserfahrung. Sie sprechen von der Grunderfahrung meines Lebens.

Gnade ist der Fels, auf dem ich mein Leben aufbauen kann. Dieser Grund und diese Erfahrung prägt mein Menschsein. Es schlägt sich nieder in den Begegnungen mit Menschen, auch wenn sie mir fremd sind oder ich ihre Meinung nicht nachvollziehen kann.
Corona und die Folgen begleiten und prägen uns seit zwei Jahren. Sie führen zu erbitterten Meinungsverschieden-heiten, oft zu Unversöhnlichkeiten, auch im Freundeskreis und den Familien.
Deshalb finde ich, alles was wir brauchen ist ein G, alles was wir brauchen ist Gnade. Gnade im Umgang mit Andren, deren Meinungen und Anfeindungen, Gnade auch mit uns selbst.
„Gnade ist Liebe, sie ist ihre sanfte Schwester,
sie macht mir klar, dass ich endlich bin,
sie hilft mir in meine Begrenztheit einzuwilligen,
sie liebt mich in meinen Niederlagen.

Diesen befreienden Umgang miteinander und mit uns selbst brauchen wir.
Ich wünsche ihn einen jeden von euch!

Impuls 12. Januar 2022 – Ich preise dich …

Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart.
Matthäus 11,25

Ob Jesus gern gesungen hat? Das nehme ich jedenfalls an.
Eigentlich will er so richtig Dampf ablassen, ist zornig und traurig über alle, die sich etwas einbilden auf ihre Herkunft, ihre Bildung, ihr Niveau. Er redet sich in Rage, spricht von Hölle und Gericht.
Aber dann schlägt der Ton um und Jesus fängt an zu jubeln: Staunt mit mir, was für einen tollen Vater wir haben! Ja, Vater, so kenne ich dich, das gefällt dir! Du mit dem weiten Herzen für alle vom Leben benachteiligten Menschen!
Ein richtiger Seelen-Booster, ein Hit für die, die nicht die Kraft haben, allein aufzustehen, die geplagt und belastet sind.

Wann immer es möglich war, habe ich diesen Bibelvers im Männerchor am Ostermorgen in den Brüdergemeinen gern mitgesungen: Wir preisen dich, Vater, Herr des Himmels …
Mehr als beim Lesen aller wohlformulierten Glaubensbekenntnisse werde ich beim Singen unversehens vom Weisen und Klugen zum Unmündigen und Einfältigen.

Der neue Tag beginnt, und während ich mich auf den Weg mache, summe ich eine Melodie eines Liedes, das von einem großartigen Schöpfer handelt, der mir doch ein guter Vater ist.

 

Erdmann Becker

Die »virtuelle Bethlehemskapelle« bringt täglich einen aktuellen Kurzimpuls zur Losung der Herrnhuter Brüdergemeine.
In der realen Bethlehems-Kapelle in Prag hielt vor über 600 Jahren Jan Hus mit großer öffentlicher Resonanz seine Predigten in der Sprache des Volkes. Seine Ermordung auf dem Scheiterhaufen löste die Böhmische Reformation aus, aus der über die alte Unität der Brüder auch unsere Kirche hervorging, die Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine.
Sie gibt seit 1731 die Losungen heraus. Weitere Informationen finden Sie unter www.losungen.de
»Bethlehem« wird Ihnen zugesandt von der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine