Wieviel „G“ brauchen wir?
Wir leben in schwierigen Zeiten.
Corona hinten und vorn. Unsicherheit, Fragen, Auseinandersetzungen.
Mit Maske oder ohne, geimpft oder nicht, Umarmung oder Abstand,
3 G oder lieber 2 G?
Mit der Schriftstellerin und Theologin Christina Brudereck
plädiere ich für ein 1 G.
Sie schreibt:
„Dürfte ich nur ein Wort des Glaubens wählen,
ein Wort für die Mitte meiner Theologie,
ein Wort für den roten Faden meiner Biographie,
ich wählte die Gnade.
In gnadenlosen Zeiten,
in denen viele so unerbittlich sind,
so hart und aggressiv,
in denen der Erfolg uns unsere Meinung diktieren will
und wir funktionieren müssen,
im Job und zu Hause,
unser Wille und unser Körper,
auch unsere Gemeinde und unser Glaube.
Ich wählte die Gnade, denn sie wählt immer wieder mich.
Gnade ist Liebe, sie ist ihre sanfte Schwester,
sie macht mir klar, dass ich endlich bin,
sie hilft mir in meine Begrenztheit einzuwilligen,
sie liebt mich in meinen Niederlagen,
sie erinner mich täglich daran, dass ich mich nicht selbst retten muss,
sie erlaubt mir ein bedürftiges Wesen zu sein. …
Gnade ist Freispruch,
das Recht nochmal ein anderer Mensch werden zu dürfen,
nicht für immer festgelegt zu werden, auf das was du getan hast oder dir hast antun lassen.
Gnade eröffnet darum Zukunft, sie schenkt dir Zeit.“
Sicher, ich liebe diese Worte erst einmal, weil sie vom Glauben reden, weil sie von meinem Glauben reden, von meiner Glaubenserfahrung. Sie sprechen von der Grunderfahrung meines Lebens.
Gnade ist der Fels, auf dem ich mein Leben aufbauen kann. Dieser Grund und diese Erfahrung prägt mein Menschsein. Es schlägt sich nieder in den Begegnungen mit Menschen, auch wenn sie mir fremd sind oder ich ihre Meinung nicht nachvollziehen kann.
Corona und die Folgen begleiten und prägen uns seit zwei Jahren. Sie führen zu erbitterten Meinungsverschieden-heiten, oft zu Unversöhnlichkeiten, auch im Freundeskreis und den Familien.
Deshalb finde ich, alles was wir brauchen ist ein G, alles was wir brauchen ist Gnade. Gnade im Umgang mit Andren, deren Meinungen und Anfeindungen, Gnade auch mit uns selbst.
„Gnade ist Liebe, sie ist ihre sanfte Schwester,
sie macht mir klar, dass ich endlich bin,
sie hilft mir in meine Begrenztheit einzuwilligen,
sie liebt mich in meinen Niederlagen.
Diesen befreienden Umgang miteinander und mit uns selbst brauchen wir.
Ich wünsche ihn einen jeden von euch!