Impuls 08.05.2020

Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry (Großbritannien) am 14./15. November 1940 durch deutsche Bombenangriffe ließ der damalige Dompropst Richard Howard die Worte „Vater vergib“ in die Chorwand der Ruine meißeln. 

Diese Worte bestimmen das Versöhnungsgebet von Coventry, das die Aufgabe der Versöhnung in der weltweiten Christenheit umschreibt. Das Gebet wurde 1958 formuliert und wird seitdem an jedem Freitagmittag um 12 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale in Coventry und in vielen Nagelkreuzzentren der Welt gebetet.

Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes,
den sie bei Gott haben sollten. (Römer 3, 23)

Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen,
wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4, 32)

Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V.
www.nagelkreuz.org

Impuls 07.05.2020 Die Größe eines Menschen

Die Grösse eines Menschen hängt einzig und allein von der Stärke des Gottesverhältnisses in ihm ab.

 
 
Søren Kierkegaard (1813-1855),
dänischer Philosoph, Essayist, Theologe und religiöser Schriftsteller

Impuls 06.05.2020 Ein festlicher Augenblick

„Es ist eigentlich seltsam: Unser Leben besteht in einem ständigen Reden. Aber kaum je kommen die Gedanken über unsere Lippen, um die es sich wirklich lohnt. Kaum je geschieht es, dass einer sagt: Lass uns von dem reden, was mit unserem Menschenschicksal auf dieser Erde wirklich gemeint ist, was das ist, was wir Gott nennen! Was wir selbst von uns für ein Bild haben. Wofür wir wirklich dankbar sind. Was wir wahrhaft lieben. Was der Grund ist, auf dem wir stehen, abgesehen von allem, was uns misslingt und was uns danebengeht. Was das Wichtigste ist zwischen uns. Es sind die wunderseltenen Augenblicke.
Aber im Grunde sind dies die eigentlichen Lichtpunkte in unserer Lebenszeit. Die festlichen Augenblicke. Die Augenblicke, um die es sich lohnt, dass sie gelebt werden. Und sie sind wichtig und schön, auch wenn dabei eine tiefe Traurigkeit nach oben kommen sollte, eine zitternde Angst oder eine lähmende Ratlosigkeit. Sie sind die Augenblicke, in denen zwischen Menschen wirklich etwas geschieht.
Wenn aber jemand anfängt, beim Namen zu nennen, was für ihn wichtig ist, dann spricht man unter Christen von einem Bekenntnis. Wenn jemand die Türen und Fenster seiner Seele aufstößt und den Augen eines anderen zu sehen erlaubt, was wirklich in ihm ist, hinter allen Masken und Fassaden, dann spricht man unter Christen davon, er „offenbare“ sich. Unter Christen gelten solche Bekenntnisse und Offenbarungen als lebensnotwendig. Sie können ein Zeichen dafür sein, dass ein Mensch mit sich selbst ins Reine kommen will, mit den anderen und mit dem Dasein, in dem er steht.
Und so gehört es auch zu den festlichen Augenblicken, wenn in einem Gottesdienst eine versammelte Gemeinde aufsteht und gemeinsam aussagt, wovon sie lebt, was sie glaubt, worauf sie hofft, wofür sie dankt und was sie zu tun gedenkt.

(Jörg Zink, 1922-2016, deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Publizist)

Impuls 05.05.2020 Kirchenschlaf ist der gesündeste

Kirchenschlaf ist der gesündeste, lehrte mich ein weiser Mann.
In der Seelsorge-Ausbildung lernte ich: Der Körper holt sich halt, was er braucht.
Und wenn es Schlaf ist, dann ist es nicht das Schlechteste, wenn sich Leute in unseren Kirchen ausschlafen können.
Dass Kirchenschlaf auch lukrativ sein kann, zeigt diese Geschichte zum Schmunzeln:

Einen Berner Pfarrer verdross es, dass ein alter Bauer jedes Mal während seiner Predigten einnickte. Kurz entschlossen versprach der Geistliche dem Enkel des Alten zehn Räppli, wenn er seinen Großvater durch einen Schubs wachhalte. Einige Sonntage ging alles gut. Aber am fünften Sonntag nach der Übereinkunft sank der Großvater wieder in Schlummer, und der Enkel an seiner Seite rührte sich nicht. „Was soll das heißen?“, fragte der Pfarrer den Knirps nach dem Gottesdienst. „Bekommst du nicht pünktlich deine zehn Räppli, damit..:“ „Mei Großbappe“, unterbrach ihn der Bub, „gibt mir jetzt zwanzig, wänn ich’n schlafen lass…“

 

 

Impuls 05.05.2020 Liebt eure Feinde

Matthäusevangelium 5, 43-48:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben“ nd deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebe eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie eurer Vater im Himmel vollkommen ist.

Ulrich Luz (1938-2019), evangelischer Professor für Neues Testament:
Jesus sprach vom Feind in seiner ganzen Härte und Brutalität. Er verband die Liebe nicht mit einem Zweck. Feindesliebe war keine Chance oder Bewährungsprobe für den Feind, etwas Besseres zu werden. Dieses Gebot ist nicht Taktik eines Kämpfers, nicht Großmut eines Siegers, nicht Resignation eines Besiegten und auch nicht Abgeklärtheit eines Weisen. Taten der Feindesliebe sind von Jesus Ausdruch des bedingungslosen Ja Gottes zu den Menschen um seiner selbst willen.

Impuls 02.05.2020 My Lighthouse

Heute hier ein Gruß aus der Lobpreis-Ecke und auch eine kleine Erinnerung an die Homezone-Woche unserer Jungen Gemeinde im Januar 2020.

Mir ist die Version im Englischen vertraut. Ich habe aber die deutsche Übertragung daneben gesetzt, für alle, die das bevorzugen.

Impuls 01.05.2020 Täglich ans Kreuz

In einem guten Cartoon steckt oft auch eine erschreckende Erkenntnis.  Hier steckt die theologische Erkenntnis drin:
Jesus wurde nicht nur irgendwann einmal von bösen Menschen ans Kreuz gebracht. Es sind wir alle und jeder einzelne, die wir ihn Tag für Tag und in allen Zeiten dieser Welt mit unsere täglichen Manöver durch die Schuldverflechtungen dieser Welt ans Kreuz nageln. Und ab und zu, wird es mir schlagartig und schmerzhaft bewusst, dass ich gerade mit dem Hammer den Nagel tiefer hinein treibe. Ohne Ostern, wäre das kaum auszuhalten.

Impuls 29.04.2020 Menschenverachtung?

„Die Gefahr, uns in Menschenverachtung hineintreiben zu lassen, ist sehr groß. Wir wissen wohl, dass wir kein Recht dazu haben und dass wir dadurch in das unfruchtbarste Verhältnis zu den Menschen geraten. Folgende Gedanken können uns vor dieser Versuchung bewahren: mit der Menschenverachtung verfallen wir gerade dem Hauptfehler unserer Gegner. Wer einen Menschen verachtet, wird niemals etwas aus ihm machen können. Nichts von dem, was wir im anderen verachten, ist uns selbst ganz fremd. Wie oft erwarten wir von den anderen mehr, als wir selbst zu leisten willig sind. Warum haben wir bisher vom Menschen, seiner Versuchlichkeit und Schwäche so unnüchtern gedacht? Wir müssen lernen, die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen, als auf das, was sie erleiden, anzusehen. Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen – gerade zu den Schwachen – ist Liebe, d.h. der Wille, mit ihnen Gemeinschaft zu halten. Gott selbst hat die Menschen nicht verachtet, sondern ist Mensch geworden um der Menschen willen.“

Aus „Widerstand und Ergebung“, Dietrich Bonhoeffer, hrsg. von Eberhard Bethge 1951